Der Begriff Körperpsychotherapie dient als Sammelbezeichnung für eine Vielzahl verschiedener therapeutischer Verfahren, die in ihren Behandlungskonzepten sowohl die körperliche als auch die seelische Dimension des Menschen integrieren (vgl. Wolf 2010, 12). Das weite Feld der körperpsychotherapeutischen Verfahren zeigt sich sowohl auf einer theoretischen Ebene, in der Perspektiven verschiedener psychologischer Schulen vertreten sind, als auch auf der praktischen Ebene durch die Pluralität der methodischen Zugänge. Dies gründet einerseits auf der historischen Entwicklung der Verfahren, die keine uniforme Quelle erkennen lässt, anderseits auf der Nähe zu anderen therapeutischen Bereichen (vgl. Marlock & Weiss 2007, 5; Wolf 2010, 12f).
Die polaren Positionen innerhalb der Körperpsychotherapie vereinen sich dennoch im humanistischen Grundgedanken, welcher den positiven Kern und das Entwicklungspotenzial des Menschen betont. Weiter an der Ganzheit des Menschen orientiert, ihren Ansatz legitimierend, bedient sich die Körperpsychotherapie des Leibbegriffs, um die Verbundenheit des Körpers und der Seele, sowie deren wechselseitige Bezogenheit zu verdeutlichen. Das Verständnis von Leib als „beseelte Körperlichkeit“ verweist auf die Verankerung des subjektiven Bewusstseins im Körper, das als Voraussetzung für innere und äußere Erfahrungen gilt. Zu den verbindenden Grundannahmen zählt außerdem, dass sich lebensgeschichtliche Ereignisse über die psychische Struktur hinaus auf der körperlichen Ebene manifestieren. Dabei gilt, dass die therapeutische Arbeit auf der psychischen Ebene die physische beeinflusst und umgekehrt (vgl. Marlock & Weiss 2006, 8). Dürckheim formuliert dazu treffend:
„Hat man aber verstanden, daß Physis und Psyche nur zwei Seiten sind, in der Weise, in denen sich das Subjekt immer zugleich innert und äußert, so weiß man, daß man wo immer man am Inneren ansetzt, den Leib mitverändert, und, wo immer man den Leib verändert, zugleich eine innere Veränderung herbeiführt.“ (Dürckheim 1977, 38)
In Abgrenzung zu anderen Therapieverfahren erklärt Geuter, dass zur Körperpsychotherapie nur solche Ansätze zählen „die über ein explizites Verständnis seelischer Veränderungsprozesse verfügen und solche Prozesse mit körperlichen und mit seelischen, d.h. sprachlichen Mitteln beeinflussen.“ (Geuter 2006, 117). Somit zählen reine Körpertherapien, die am Körper oder der Bewegung ansetzen, wie beispielsweise die Alexandertechnik, die Feldenkraismethode oder Massagetherapien nicht zur Körperpsychotherapie (vgl. Wolf 2010, 19).
Aufgrund der Vielfältigkeit innerhalb der Körperpsychotherapie ist eine klare Abgrenzung zu anderen psychotherapeutischen Verfahren nur bedingt möglich (vgl. Wolf 2010, 18). Dies ist sowohl auf die tiefenpsychologischen Wurzeln der Körperpsychotherapie zurückzuführen, als auch auf die Parallelen zu Verfahren der Humanistischen Psychologie (vgl. Marlock & Weiss 2007, 883). Wolf zählt dabei alle Verfahren der Humanistischen Psychologie, die in ihren therapeutischen Interventionen den Körper als Medium zur Bearbeitung seelischer Themen nutzen, zur selbstaktualisierenden Strömung der Körperpsychotherapie (vgl. Wolf 2010, 16, 64).
Die Einteilung der körperpsychotherapeutischen Verfahren aufgrund ihrer historischen Strömungen ist eine Möglichkeit zur Systematisierung der Körperpsychotherapie. Wolf erweitert die von Röhrich (2000) vorgeschlagenen vier Strömungskategorien, die wahrnehmungsorientierte, bewegungs- handlungsorientierte, affekt-/energieorientierte, beziehungsorientierte bzw. dialogische Strömung um die eben erwähnte selbstaktualisierende Strömung (vgl. ebd. 16, Wolf 2010, 64).
Quelle: Schick, L. (2014): Transpersonalität in der Körperpsychotherapie.
Masterarbeit, Philipps-Universität
Marburg